Von Toten, die in der Welt verbleiben und Lebenden, die sie schon längst verlassen haben. Von einer Kiste, deren Inhalt jeder kennen und die keiner öffnen will. Von einer Familie, die nur von einer Muschel zusammengehalten wird und einem Meer, das alles verschlingt und die Trauer unter seinen Wogen begräbt.
endlich komme ich dazu, mich dieser Geschichte zu widmen. Die hatte ich allein durch FF.de noch gar nicht richtig auf dem Schirm, erst als du sie dann auch hier bei Blogger eingestellt hast und der Post im Hauptblog dazu kam, bin ich richtig darauf aufmerksam geworden.
Das Cover, das es hier dazu gibt, mag ich, auch wenn du es als dilettantisch bezeichnest - ich weiß nicht, wie es aussähe, wenn ich ein Boot zu zeichnen versuchte, aber garantiert alles andere als besser. ;)
So, nun zum Inhalt, der irgendwie ganz anders war, als ich es bei dem Titel gedacht hätte. Wobei der Titel durchaus auch zu dieser Handlung passt und ich gar nicht genau weiß, was ich stattdessen erwartet hätte - ein klein wenig klingt der Titel für mich actionlastiger, als die Geschichte es dann tatsächlich ist, was vermutlich auch einfach der Sprache geschuldet ist. Ins Deutsche übersetzt klänge »Die Kiste des toten Mannes« oder so ganz sicher nicht nach Action, und was mich an dem Titel am meisten fasziniert, ist die mögliche Doppeldeutigkeit. Es geht einerseits um Mikhails Kiste, andererseits aber auch subtil um den Zustand seines Herzens - und »chest« könnte sowohl für die Kiste als auch für die Brust stehen, die das Herz beinhaltet.
Meine absoluten Lieblingssätze bzw. -stellen:
- »Solange die Kiste geschlossen war, war Mikhail noch am Leben.«
- »Ich hörte auf jedes Wort, das in meiner Nähe gesprochen wurde, auf jedes kleine Geräusch, das erklang, und konnte doch das Kreischen der Möwen nicht ausblenden, ein unheilvolles, beinahe menschliches Kreischen, aus dem ich immer mehr Namen heraushören konnte, je länger ich ihm unfreiwillig lauschte. Diese Vögel erschienen mir wie Todesboten, mehr als Raben, Krähen und Eulen es je hätten sein können. Fast erwartete ich, dass sie sich jeden Moment auch die Seelen der Lebenden greifen konnten. Oder die der lebenden Toten.«
- »Mein Bruder drehte den Schlüssel im Schloss und Mikhail war fort.«
Die finde ich klanglich wie inhaltlich alle ganz groß.
Alles in allem habe ich auch absolut keine Action vermisst - im Gegenteil, ich bin eigentlich keine Action-Leserin. Vielleicht ist mir die Geschichte deshalb früher gar nicht groß aufgefallen, weil mein Hirn einfach etwas anderes mit dem Titel in Verbindung gebracht hat. ^^
Ich frage mich, wie die Liebe zwischen Mikhail und Anastasia zerbrochen ist. Ob sie ihn verlassen hat? Es scheint fast so, wenn man die Reaktion der Dorfbewohner auf die Muschel betrachtet. Etwas anderes, das ich mir vorstellen könnte: Womöglich hat Anastasia sich ja das Leben genommen, indem sie sich ins Meer stürzte, was Mikhail dazu gebracht hat, sie auf ewig mit der Muschel in Verbindung zu bringen, die er ihr einst geschenkt hat.
Hm, oder ... das Meer »holt« sich Leute. Darauf gibt es zwar nirgendwo einen expliziten Hinweis, aber ... hm - es ist eine vage Möglichkeit, die den gleichen toten Blick von Mikhails Mutter, der »Geistermutter« (sehr cooles Wort irgendwie) und früher Mikhail selbst erklären könnte. Letztlich würde der Tod allein dafür aber auch ausreichen, was wiederum dafür sprechen könnte, dass Anastasia sich im Meer das Leben genommen hat. Hmmmm.
Der Schluss ist ein im Grunde trauriger, aber er passt und beinhaltet vor allem auch Hoffnung. Keine Hoffnung, dass Mikhail noch leben könnte, aber die Hoffnung auf ein einigermaßen ruhiges, zufriedenes Weiterleben, ohne an dem Verlust kaputtzugehen. Gewissheit durch das Auffinden der Leiche werden Familie und Freunde vermutlich nicht bekommen, also entscheiden sie selbst, dass es nun zu Ende ist, und verbrennen die Anastasia, Mikhails Boot, während sie die Kiste an seiner statt begraben. Was für mich auch irgendwie die Botschaft beinhaltet, dass man selber mitbestimmen kann, wie es einem geht, auch wenn das in so einem krassen Fall die Ausnahme sein dürfte.
Hmm, ich habe absolut keine Ahnung, ob das hier jetzt als Interpretation der Geschichte durchgeht - auf deine wäre ich jedenfalls echt gespannt. :)
Waaaah, danke! :D Das freut mich grad riesig, hier meinen ersten Kommentar zu kriegen. ^^ Und ich freu mich, dass dir die Geschichte gefallen hat. Actionlastig ist sie tatsächlich nicht. Ich habe auch schon auf anderen Plattformen erfahren, dass der Titel eventuell abschrecken könnte wegen der Assoziation mit Fluch der Karibik, aber es ist und bleibt nun einmal der einzige Titel, den ich mir zu der Geschichte vorstellen kann. ^^ Die Verbindung mit Herz und Brustkorb hatte ich gar nicht gesehen ... aber sie gefällt mir! *_*
Was Mikhail und Anastasia angeht ... in meinem Headcanon hat sie ihn wahrscheinlich verlassen. Ganz genau haben die Charaktere es mir nicht verraten, das ist ihre Privatsache. So oder so waren weder Mikhail noch Anastasia glücklich damit.
Dass das Meer sich Leute "holt", gefällt mir auch als Ansatz. Der magisch-realistische Anteil hier ist eher klein (Wie in Márquez' Chronik ^^') und existiert eher in den Köpfen der Anwesenden, aber wie das beim magischen Realismus so ist, ist es trotzdem nie ganz klar. Und ich neige ja auch dazu, das Meer zu personifizieren. *hüstel* ^^'
Nun, aber was Anastasia angeht ... die ist in meinem Headcanon noch am Leben und sogar sehr präsent. ;) Die ganze Interpretation gibt's, wenn du magst, per PN auf FF.de. ^^
Joa, glücklich ist der Schluss nicht unbedingt. Aber für mich als Autorin war eben auch klar, dass Mikhail tot ist, deshalb habe ich ihn persönlich doch irgendwie als glücklich wahrgenommen. Oder zumindest hoffnungsvoll. Also du hast das eigentlich perfekt auf den Punkt gebracht. :)
Klar geht das als Interpretation durch. Und ich finde sie sehr cool. Sowohl die Sachen die sich decken als auch die Sachen, die ich anders im Kopf hatte. Da freue ich mich besonders drüber, weil Dead Man's Chest ja auch als Geschichte gedacht war, die man auf viele verschiedene Arten interpretieren kann. ^^
Waah, und ja - Fluch der Karibik. Ich wusste, irgendein Film heißt so, aber mir ist absolut nicht mehr eingefallen, welcher. :D Von Fluch der Karibik hat mir allerdings auch nur der allererste Teil wirklich gefallen. :D
Das beruhigt mich ja fast, dass Anastasia und Mikhail dir keine Details bezüglich ihrer Trennung verraten haben - das kommt mir sehr bekannt vor. Damit, dass Charaktere sich weigern, was Bestimmtes zu verraten, schlagen Lexi und ich uns auch öfter mal herum, und wenn es auch anderen Autoren so geht, ist das ein Beweis dafür, dass wir nicht (oder zumindest nicht als Einzige) verrückt sind. ^^
Die komplette Interpretation würde ich sehr gern lesen, ja. *-* Ich muss dich aber vorwarnen, dass meine Mail-Geschwindigkeit noch weit unter meiner Kommentar-Geschwindigkeit liegt. *hust*
Liebe Lia,
AntwortenLöschenendlich komme ich dazu, mich dieser Geschichte zu widmen. Die hatte ich allein durch FF.de noch gar nicht richtig auf dem Schirm, erst als du sie dann auch hier bei Blogger eingestellt hast und der Post im Hauptblog dazu kam, bin ich richtig darauf aufmerksam geworden.
Das Cover, das es hier dazu gibt, mag ich, auch wenn du es als dilettantisch bezeichnest - ich weiß nicht, wie es aussähe, wenn ich ein Boot zu zeichnen versuchte, aber garantiert alles andere als besser. ;)
So, nun zum Inhalt, der irgendwie ganz anders war, als ich es bei dem Titel gedacht hätte. Wobei der Titel durchaus auch zu dieser Handlung passt und ich gar nicht genau weiß, was ich stattdessen erwartet hätte - ein klein wenig klingt der Titel für mich actionlastiger, als die Geschichte es dann tatsächlich ist, was vermutlich auch einfach der Sprache geschuldet ist. Ins Deutsche übersetzt klänge »Die Kiste des toten Mannes« oder so ganz sicher nicht nach Action, und was mich an dem Titel am meisten fasziniert, ist die mögliche Doppeldeutigkeit. Es geht einerseits um Mikhails Kiste, andererseits aber auch subtil um den Zustand seines Herzens - und »chest« könnte sowohl für die Kiste als auch für die Brust stehen, die das Herz beinhaltet.
Meine absoluten Lieblingssätze bzw. -stellen:
- »Solange die Kiste geschlossen war, war Mikhail noch am Leben.«
- »Ich hörte auf jedes Wort, das in meiner Nähe gesprochen wurde, auf jedes kleine Geräusch, das erklang, und konnte doch das Kreischen der Möwen nicht ausblenden, ein unheilvolles, beinahe menschliches Kreischen, aus dem ich immer mehr Namen heraushören konnte, je länger ich ihm unfreiwillig lauschte. Diese Vögel erschienen mir wie Todesboten, mehr als Raben, Krähen und Eulen es je hätten sein können. Fast erwartete ich, dass sie sich jeden Moment auch die Seelen der Lebenden greifen konnten. Oder die der lebenden Toten.«
- »Mein Bruder drehte den Schlüssel im Schloss und Mikhail war fort.«
Die finde ich klanglich wie inhaltlich alle ganz groß.
Alles in allem habe ich auch absolut keine Action vermisst - im Gegenteil, ich bin eigentlich keine Action-Leserin. Vielleicht ist mir die Geschichte deshalb früher gar nicht groß aufgefallen, weil mein Hirn einfach etwas anderes mit dem Titel in Verbindung gebracht hat. ^^
Ich frage mich, wie die Liebe zwischen Mikhail und Anastasia zerbrochen ist. Ob sie ihn verlassen hat? Es scheint fast so, wenn man die Reaktion der Dorfbewohner auf die Muschel betrachtet. Etwas anderes, das ich mir vorstellen könnte: Womöglich hat Anastasia sich ja das Leben genommen, indem sie sich ins Meer stürzte, was Mikhail dazu gebracht hat, sie auf ewig mit der Muschel in Verbindung zu bringen, die er ihr einst geschenkt hat.
Hm, oder ... das Meer »holt« sich Leute. Darauf gibt es zwar nirgendwo einen expliziten Hinweis, aber ... hm - es ist eine vage Möglichkeit, die den gleichen toten Blick von Mikhails Mutter, der »Geistermutter« (sehr cooles Wort irgendwie) und früher Mikhail selbst erklären könnte. Letztlich würde der Tod allein dafür aber auch ausreichen, was wiederum dafür sprechen könnte, dass Anastasia sich im Meer das Leben genommen hat. Hmmmm.
Der Schluss ist ein im Grunde trauriger, aber er passt und beinhaltet vor allem auch Hoffnung. Keine Hoffnung, dass Mikhail noch leben könnte, aber die Hoffnung auf ein einigermaßen ruhiges, zufriedenes Weiterleben, ohne an dem Verlust kaputtzugehen. Gewissheit durch das Auffinden der Leiche werden Familie und Freunde vermutlich nicht bekommen, also entscheiden sie selbst, dass es nun zu Ende ist, und verbrennen die Anastasia, Mikhails Boot, während sie die Kiste an seiner statt begraben. Was für mich auch irgendwie die Botschaft beinhaltet, dass man selber mitbestimmen kann, wie es einem geht, auch wenn das in so einem krassen Fall die Ausnahme sein dürfte.
Hmm, ich habe absolut keine Ahnung, ob das hier jetzt als Interpretation der Geschichte durchgeht - auf deine wäre ich jedenfalls echt gespannt. :)
Alles Liebe
Alex
Waaaah, danke! :D
LöschenDas freut mich grad riesig, hier meinen ersten Kommentar zu kriegen. ^^ Und ich freu mich, dass dir die Geschichte gefallen hat.
Actionlastig ist sie tatsächlich nicht. Ich habe auch schon auf anderen Plattformen erfahren, dass der Titel eventuell abschrecken könnte wegen der Assoziation mit Fluch der Karibik, aber es ist und bleibt nun einmal der einzige Titel, den ich mir zu der Geschichte vorstellen kann. ^^
Die Verbindung mit Herz und Brustkorb hatte ich gar nicht gesehen ... aber sie gefällt mir! *_*
Was Mikhail und Anastasia angeht ... in meinem Headcanon hat sie ihn wahrscheinlich verlassen. Ganz genau haben die Charaktere es mir nicht verraten, das ist ihre Privatsache. So oder so waren weder Mikhail noch Anastasia glücklich damit.
Dass das Meer sich Leute "holt", gefällt mir auch als Ansatz. Der magisch-realistische Anteil hier ist eher klein (Wie in Márquez' Chronik ^^') und existiert eher in den Köpfen der Anwesenden, aber wie das beim magischen Realismus so ist, ist es trotzdem nie ganz klar. Und ich neige ja auch dazu, das Meer zu personifizieren. *hüstel* ^^'
Nun, aber was Anastasia angeht ... die ist in meinem Headcanon noch am Leben und sogar sehr präsent. ;)
Die ganze Interpretation gibt's, wenn du magst, per PN auf FF.de. ^^
Joa, glücklich ist der Schluss nicht unbedingt. Aber für mich als Autorin war eben auch klar, dass Mikhail tot ist, deshalb habe ich ihn persönlich doch irgendwie als glücklich wahrgenommen. Oder zumindest hoffnungsvoll. Also du hast das eigentlich perfekt auf den Punkt gebracht. :)
Klar geht das als Interpretation durch. Und ich finde sie sehr cool. Sowohl die Sachen die sich decken als auch die Sachen, die ich anders im Kopf hatte. Da freue ich mich besonders drüber, weil Dead Man's Chest ja auch als Geschichte gedacht war, die man auf viele verschiedene Arten interpretieren kann. ^^
lg, Lia
Yay, ich lag zumindest nicht komplett daneben! :D
LöschenWaah, und ja - Fluch der Karibik. Ich wusste, irgendein Film heißt so, aber mir ist absolut nicht mehr eingefallen, welcher. :D Von Fluch der Karibik hat mir allerdings auch nur der allererste Teil wirklich gefallen. :D
Das beruhigt mich ja fast, dass Anastasia und Mikhail dir keine Details bezüglich ihrer Trennung verraten haben - das kommt mir sehr bekannt vor. Damit, dass Charaktere sich weigern, was Bestimmtes zu verraten, schlagen Lexi und ich uns auch öfter mal herum, und wenn es auch anderen Autoren so geht, ist das ein Beweis dafür, dass wir nicht (oder zumindest nicht als Einzige) verrückt sind. ^^
Die komplette Interpretation würde ich sehr gern lesen, ja. *-* Ich muss dich aber vorwarnen, dass meine Mail-Geschwindigkeit noch weit unter meiner Kommentar-Geschwindigkeit liegt. *hust*
Liebe Grüße! :)
Alex